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Neckar Rems

Schloss Remseck: zu viele Burgen um Neckarrems

Wer von Ludwigsburg die Ludwigsburger Straße Richtung Remseck hinunter ins Neckartal fährt, sieht schon von weitem das Schloss Remseck. Es ist nur eines von mehreren Burgen auf Remsecker Gemarkung und sieht deutlich historischer aus, als es ist und seine unübersichtliche Geschichte ist es Wert entwirrt zu werden.

Das Schlösschen sitzt auf dem Schlossberg, dem Landzipfel zwischen Neckar und Rems, die nur wenige Meter weiter zusammenfließen und dem Stadtteil seinen Namen geben.

Eine alte Burg oder ein junges Schloss

Auch wenn das Schloss Remseck erst im 19. Jahrhundert erbaut wurde, so steht es doch auf der Ruine der alten Burg Rems (manchmal auch schon Burg Remseck), im Laufe des 11. Jahrhunderts von Kaiser Heinrich IV. erbaut. 1264 folgte dann die erste urkundliche Erwähnung eines Burgherrn: Melchior, der Burgvogt des Grafen Ulrich von Württemberg. Die württembergischen Grafen Ulrich II. und Eberhard hielten sich häufig in ihrer Festung auf denn die nächste Grenze war nah: Aldingen liegt direkt am gegenüberliegenden Neckarufer und gehörte nicht den Grafen Württemberg, sondern war ein Rittergut der Familie Kaltental.

In dem letzten Jahren des 13. Jahrhunderts waren die Besitzverhältnisse (nunja…) unübersichtlich:

Den 10. November 1286 übergab Graf Eberhard von Württemberg die Burg Rems an K. Rudolf, welcher sie auch durch den Frieden vom 23. October 1287 als Pfand behielt […] Später erscheint K. Adolf im Besitz, aber schon 1298, November 19., erhielt sie Graf Eberhard der Erlauchte für den Beistand, welchen er dem K. Albrecht gegen K. Adolf geleistet, von Albrecht wieder zurück […], nach einem Versprechen, welches Albrecht noch als Herzog von Österreich den 7. Mai 1298 dem Grafen gemacht hatte

Moser 1850, S. 177

Graf Eberhard von Württemberg musste die Burg im Zuge einer Auseinandersetzung mit Kaiser Heinrich VII abgeben. 1312 wurde sie schließlich von Landvogt Konrad von Weinsberg zerstört.

Familie Nothaft und die Remsecker Burgen-Unübersicht

Die in Hochberg ansässige Adelsfamilie Nothaft ließ die Burg um 1436 wiedererbauen.

Die aus Hochberg stammende Familie Nothaft besaß noch weitere Burgen in der Umgebung: Schloss Hochberg, Schloss Hochdorf, Altes Schloss Beihingen, Schloss Kleiningersheim und Schloss Oßweil. Um die Verwirrung perfekt zu machen, befinden sich die Schlösser Hochberg und Hochdorf alle im heutigen Remseck am Neckar, einer jungen Stadt, die erst 1975 bzw. 1977 durch Zusammenschluss der Orte Aldingen, Hochberg, Hochdorf, Neckargröningen und Neckarrems entstanden ist. Zwei Gründungsdaten deshalb: Die neue Stadt trug die ersten zwei Jahre den Namen ihres größten Teilorts Aldingen am Neckar (wir erinnern uns: also den Ort, gegen den man sich auf der alten Burg Rems ursprünglich abgrenzte) bis man ihr den Namen des späteren Schlosses Remseck gab.

1576 ließen die Württemberger (die Familie) die Burg Rems endgültig abreißen. Nur der Bergfried prägte noch lange das Stadtbild bis auch er 1792 einstürzte.

Der Bergfried der Burg Rems 1686 auf einer Abbildung von Andreas Kieser - Landesarchiv Baden-Württemberg, Bestellsignatur H 107/14 Bd 6 Bl. 12, Permalink http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-513434, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18308504
Der Bergfried der Burg Rems 1686 auf einer Abbildung von Andreas Kieser – Landesarchiv Baden-Württemberg, Bestellsignatur H 107/14 Bd 6 Bl. 12, Permalink http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-513434, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18308504

Homophobe Zwänge, Friesische Liebe und ein Kettensägen-Erbe

In den Ruinen erbaute 1841/42 ein bis dahin unauffälliger Major Franz von Grimm das neugotische Schloss Remseck. 1862 wurde Grimm wegen Homosexualität verhaftet und musste unter finanziellem Druck sein neues Schloss verkaufen an den aus Celle stammenden friesische Grafen Edzard zu Inn- und Knyphausen, der für seine Frau schwäbische Fanny Pauline, geb. Freiin zu Gemmingen-Guttenberg-Bonfeld, an den Neckar zog. Die beiden ruhen bis heute in der Familiengruft auf dem Schlossgelände. Die Tochter des Paares überlebte das Kindesalter zwar nicht, das Schloss blieb dennoch noch lange in Familienbesitz. 1967 bis 1991 unterhielten Anton zu Inn- und Knyphausen und seine Frau Brita Gustavsson-Knyphausen hier eine beliebte Kunstgalerie.

2001/02 wurde das Schloss, insbesondere das Dach, umfassend saniert. Seit 2003 ist das Schloss in Besitz von Rüdiger Stihl aus der Waiblinger Kettensägen-Dynastie Stihl.


Quellen und weiterführende Literatur:


Vielen Dank an Georg für den Themenvorschlag!

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