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Historische Maschinen im Travertin-Park

Cannstatter „Marmor“: Travertin-Park in Stuttgart Hallschlag

Mitten im Hallschlag, zwischen Römerkastell und Kraftwerk Münster, liegt eine überraschend grüne Parkanlage. Der ehemalige Travertin-Steinbruch wurde in eine Grünanlage verwandelt, die gekonnt Geologie und Indurstriegeschichte verbindet.

Was ist eigentlich Travertin?

Travertin ist ein Gestein, das schon seit der Antike in der Umgebung von (heute) Bad-Cannstatt abgebaut wurde. Seine Entstehung hängt eng mit dem kalkhaltigen Cannstatter Mineralwasser zusammen: heißes Mineralwasser steigt zur Oberfläche auf und das gelöste Kalziumcarbonat fällt aus. Es bildet hübsche, und natürlich geologisch, interessante Schichten, in denen der ein oder andere Elefantenknochen steckt. Knochen wurden auch im Cannstatter Steinbruch entdeckt. Der Stein ist sehr hart und der Abbau von Hand extrem mühsam. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Steinbruch dann industriell bewirtschaftet. Travertin ist manchmal als „billiger Marmor“ bekannt

Travertin-Bodenplatten
Travertin-Bodenplatten

Travertin wird hauptsächlich in der Architektur verwendet. Rund um Stuttgart wurden Wein-Terrassen daraus gebaut, es war halt da. Verkleidet in Travertin ist zum Beispiel das Hotel „Graf Zeppelin“ am Stuttgarter Hauptbahnhof – überregional bekannt als Unterbringung der Fußball-Nationalmannschaft zum Spiel um Platz 3 während der Herren-WM 2006 in Stuttgart. Autofahrer*innen haben sich vielleicht schon einmal gefragt, warum diese 14 Säulen an der Neckartalstraße herumstehen, kurz bevor die Straße unter dem Kraftwerk hindurchtaucht. NS-Architekt Albert Speer hatte sie für die größenwahnsinnige Berlin-Umgestaltung im Sinne des Nationalsozialismus bestellt aber nie abgeholt.

Travertin-Säulen
Travertin-Säulen an der Neckartalstraße in Stuttgart. („Travertinsäulen Stuttgart“, Wiedergabe größenverändert, Urheber: Pjt56 auf https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=69415629, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en)

Was ist im Park zu sehen?

Bis 2007 wurde der Steinbruch betrieben, bereits 2010 die Parkanlage eröffnet und 2014 überarbeitet. Es ist ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte Stuttgart e.V., die zahlreiche Info-Tafeln über alle Aspekte des Gesteins und des Industriekomplexes herum installiert hat, sie stehen auf der Website des Vereins zum Download bereit.

Der Park umfasst einen Teil der Anlagen der Firmen Lauster, Schauffele und Haas. Da der Steinbruch Schaffele verfüllt wurde, ist davon heute nichts mehr zu sehen, dafür sind die beeindruckenden Geräte von Schauffele open air ausgestellt, sogar zum anfassen. Den Steinbruch Haas, inzwischen ein Paradies für Eidechsen, kann man besuchen und die unterschiedlichen Gesteinsschichten studieren. Von der Firma Lauster ist besonders die denkmalgeschützte Industriehalle erwähnenswert. Sie ist riesig und befindet sich außerhalb des Parks. Ein Besuch der Halle ist allerdings nicht möglich, sie wird heute von einem Recyclingunternehmen. Aber auch von Weitem: beeindruckend.


Weitere Informationen

Weil ein Besuch lohnt, der Travertin-Park hat die Adresse:

Travertinpark
Hartensteinstraße 5
70376 Stuttgart

Es lohnt sich vorher einen Blick in die umfangreiche Informationssammlung der Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte Stuttgart e.V. rund um den Park und seine Geschichte zu werfen.

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