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Die Ausrottung der Wölfe in Baden-Württemberg: Der Wolfstein bei Cleebronn

Es war nur ein Gedenkstein auf dem Weg von Ochsenbach zur Ruine Blankenhorn und doch steckt dahinter ein erstaunliches Stück Mikrogeschichte, das eine längere Internetrecherche nach sich zog und zum Schluss anstatt in ein historisches in ein Naturkundemuseum führt.

In Baden-Württembergs Wäldern haben sich bereits mehrfach überraschende Spuren von Mikrogeschichte gefunden. Doch anstatt Mammut-Bäumen (die es natürlich auch zu sehen gab!) war es der Wolfstein am verheißungsvollen Wolfklingenweg bei Cleebronn, der mehr versprach.

Wolfsteine gibt es viele in Deutschland. Es handelt sich um Gedenksteine, die an den Abschuss des vermeintlich letzten Exemplars in einer Region markieren. Teils wurden sie erst Jahrhunderte nach dem Ereignis aufgestellt, genau wie das Exemplar in bei Cleebronn.

Wolfstein Ochsenbach-Freudental
Wolfsteine markieren Orte, an denen angeblich der letzte Wolf einer Region erlegt wurde.

Angst und Ausrottung

Die Ausrottung des Wolfes im deutschsprachigen Raum begann zu einer Zeit, als man sich zunehmend ins Gehege kam: im Mittelalter machten Wolfsrudel an Herdentieren leicht Beute, was die Bevölkerung nicht dulden wollte. Der Wolf verschwand durch intensive Jagd aus den Wäldern und existierte nur noch als „böser“ Wolf in Märchen oder als Werwolf in gruseligen Sagen weiter. Auf Wikipedia ist eine Reihe von Wolfsteinen verzeichnet, darunter der Stein für den „Würger von Lichtenmoor“ in Niedersachsen von 1948. Wahrscheinlich handelte es sich beim „Würger“ um das erste geschossene Tier in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Ihm wurden allerhand Schandtaten zugeschrieben und es herrschte Panik in der Region.

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Die Inschrift auf dem Cleebronnter Wolfstein lautet:

Wolfstein Ochsenbach-Freudental Inschrift
Die Inschrift auf dem Wolfstein

„Hier wurde am 10.3.1847
der letzte Wolf in Württ.
durch Waldschütz Sorg
aus Eibensbach erlegt.
Er hatte in der Umgegend
über 50 Schafe in einem
Jahr gerissen. Der Wolf
steht heute präpariert im
Staatl. Naturkunde-Museum
1969“

So ganz richtig scheint die Datierung des letzten Abschusses jedoch nicht zu sein, wie spätere Belege zeigten. Der letzte Württembergische Wolf erlag demnach nicht 1847 sondern 1865 in Siglingen dem Menschen, fast 20 Jahre später. Deshalb belegen die Wolfsteine nicht unbedingt historische Korrektheit sondern etwas anderes: die Faszination für das große Raubtier.

Seit 2015 sind wieder Wölfe in Baden-Württemberg nachgewiesen, deutlich später als in anderen Teilen Deutschlands. So richtig arrangiert hat man sich damit zwar noch nicht aber eine erneute Ausrottung ist eine schlechte Option.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfstein_(Stromberg)

https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%B6lfe_in_Deutschland

https://www.stimme.de/archiv/region-hn/Starb-der-letzte-Wolf-Wuerttembergs-bei-Neudenau;art16305,3112319

Mehr über Wölfe in Württemberg. Der NABU hat ein Dossier zum Thema zusammengestellt: https://baden-wuerttemberg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/

Beschreibung der Wanderung: https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/kraichgau-stromberg/ochsenbach-ueber-den-wolfstein-zur-ruine-blankenhorn/113349480/#dm=1 (In der empfehlenswerten Bildergalerie befindet sich auch ein Foto des präparierten Wolfs.)

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